Nebeneinander und miteinander. Konfessionelle Minderheiten und Mehrheitsgesellschaften in den Böhmischen Ländern, in Brandenburg-Preußen und in Polen-Litauen vom 15. bis zum 17. Jahrhundert
Veranstalter: Universität Potsdam, Historisches Institut der Tschechischen Akademie der Wissenschaften, Brandenburgische Historische Kommission, Potsdam, und Karlsuniversität Prag
Termin und Tagungsort: 29. Juni bis 1. Juli 2023 im Ausbildungszentrum am Karmel, Mladá Boleslav
Themen wie ‚konfessionelle Minderheiten‘, ‚konfessionelle Unterdrückung und Glaubensflucht‘ (‚religiöses Exil‘) betreffen die innere Gestaltung eines Staates oder einer Gesellschaft nach den Grundsätzen der Mehr- oder der Monokonfessionalität sowie die konfessionelle Koexistenz bzw. religiöse Toleranz in der Vormoderne. Die Wahrnehmung und Stellung verschiedener religiöser Minderheiten und der Umgang der Mehrheitsgesellschaften mit ihnen gehören zu den häufig behandelten Gegenständen der heutigen wissenschaftlichen Geschichtsschreibung wie auch des allgemeinen gesellschaftlich-publizistischen Diskurses. Es kursieren im öffentlichen Raum manche Hoffnungen auf die gegenwärtige wissenschaftliche Analyse der vormodernen religiösen Minderheiten, ihrer Migrationen und des multikonfessionellen Zusammenlebens. Man glaubt, die – vermeintlich ähnliche – heutige Lage besser erklären und verstehen zu können, wenn man die Ursachen von Migrationsströmen, die Motive und Ziele der Migranten, die Möglichkeit zur multireligiösen Koexistenz oder umgekehrt zur Anpassung oder Assimilierung in den frühneuzeitlichen Jahrhunderten erkannt hat.
Wichtig ist für uns vor allem die vergleichende Perspektive, und besonders günstig ist die deutsch-tschechische Perspektive, die verschiedene Ähnlichkeiten, aber auch Differenzen gut illustriert. Für diesen Vergleich haben wir die Länder der Böhmischen Krone aus der tschechischen Sicht und Brandenburg-Preussen aus der deutschen Sicht erwählt, auch deswegen, weil solche Komparation noch nicht tiefer thematisiert wurde. Wir greifen teilweise auch an das Beispiel Polen-Litauen, was geographisch und auch thematisch berechtigt zu sein scheint, wenn man schon die komplexe Religionsstruktur der polnisch-litauischen Union betrachtet. Wir vergessen die Frage der Minderheit sui generis, nämlich der jüdischen Minderheit, nicht und versuchen, das Thema der religiösen Minderheiten und des Exils vom späten Mittelalter bis zum Ende der frühen Neuzeit zu verfolgen.